13.10.2023

1st Uzbekistan-Germany Health Forum, May 26/27 2023 in Samarkand

Beitrag teilen

Facebook
LinkedIn
XING

Auf der MV des Koch-Metschnikow-Forums e.V. (KMF) im November 2022 wurde
beschlossen, die Aktivitäten des KMF wegen des Ukraine-Krieges und der damit verbundenen Einschränkungen der Tätigkeiten In Russland auf andere Länder als Russland mit Bedarf an Harmonisierung ihres Gesundheitswesens mit Standards westeuropäischer Länder (konkret: Deutschland) umzuleiten. Usbekistan wurde wegen seines hohen Interesses an einer Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich als Tätigkeitsfeld ins Auge gefasst. In offiziellen Verlautbarungen von usbekischer Seite (Korrespondenz der usbekischen Botschaft in Berlin) war als Ziel der usbekischen Seite angegeben „turn Uzbekistan into the capital of medical turism for 120 million residents of Central Asian countries“.
Zudem ist Usbekistan sowohl geopolitisch als auch wirtschaftlich gesehen ein „Land im
Kommen“.

Am 22. 02.23 wurde der neue Verein (Deutsch-Usbekische Medizingesellschaft Koch-
Avicenna, Abk. DUMG-KA) gegründet. Zum Vorstand gewählt wurden die Professoren Dr.
med. Helmut Hahn (1. Vorsitzender) und Dr. med. Axel Richter (2. Vorsitzender). Die Satzung
der DUMG-KA wurde durch RA Dr. Knaul in enger Anlehnung an die Satzung des KMF
erstellt.

Der Verein wurde mit Datum vom 25. Mai 2023 unter dem Aktenzeichen VR 40312 B beim
Amtsgericht Charlottenburg eingetragen.

 

First Usbekistan – Germany Health Forum Samarkand

Beauftragung:

Am 01.03.23 fand in Berlin auf Einladung der usbekischen Seite ein persönliches Treffen
zwischen Prof. Hahn, der in Usbekistan akkreditierten Journalistin Frau Dr. Birgit Wetzel und
RA Dr. Knaul mit dem usbekischen Gesundheitsminister, Prof. Dr. med. Amrillo Inoyatov,
statt. Bei dieser Gelegenheit beauftragte der usbekische Gesundheitsminister die DUMG-KA, bei der Planung und Durchführung eines deutsch-usbekischen Gesundheitsforums, das Ende Mai 2023 in Samarkand stattfinden sollte, als Partner des usbekischen Gesundheitsministeriums tätig zu werden.

Vorgaben der usbekischen Seite:
Die Tagung sollte unter dem Motto „New Uzbekistan-New Healthcare“ stehen und konzeptionell dem Ausbau der Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich zwischen
Deutschland und Usbekistan dienen.

Es wurden als Zwischenziele dafür in Ansatz gebracht:

Aufbau einer Plattform für den Austausch von Ideen und Erfahrungen zwischen Akteuren in
Wissenschaft, Wirtschaft und Politik;

Eruierung von Möglichkeiten für gemeinsame Projekte in Forschung, Entwicklung und
Innovation;

Festlegung prioritärer Themen, wie Public Health, Patientenbehandlung, Technologie und
Gesundheitspolitik;

Aufbau von Partnerschaften zwischen Gesundheitsorganisationen und Firmen aus der
Medizinprodukte – und Arzneimittel-Industrie Deutschlands und Usbekistans.

Die Umsetzung sollte durch konkrete Projekte aus den Themenbereichen

1. Vergleich der Modelle der Gesundheitsversorgung in Usbekistan und Deutschland;
2. Technologie und Innovation;
3. Evidenzbasierte Patientenversorgung;
4. Gesundheitspolitik und politische Regelungen;
5. Finanzierung und Versicherungswesen;
6. Zusammenarbeit von pharmazeutischer Industrie und Unternehmen aus der Biotechnologie
7. Ausbildung, Fortbildung, Weiterbildung;
8.Telemedizin und Digitalisierung
erfolgen.

 

Konferenzzentrum in Samarkand, Usbekistan

Eröffnungsveranstaltung:
Dem Programmentwurf war das Programm der Eröffnungsveranstaltung beigefügt. Es enthielt eine Reihe hochrangiger Redner aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, was offenbar dem Zweck diente, dem maßstabsetzenden Rang der Veranstaltung Ausdruck zu verleihen.

 

Inhaltliches Programm

Die Programmgestaltung lag in den Händen von Frau Dr. Murotova Nigorakhon, Senior
Specialist of the Minister´s Secretariat for International Relations and Investments beim
usbekischen Gesundheitsministerium. Hierbei wurde sie kompetent und engagiert unterstützt von Frau Dr. Khilola Rasulova.

Die usbekische Seite hatte im Vorfeld den Wunsch betont, neben Vertretern der akademischen Medizin auch Entscheidungsträger aus der Arzneimittel – und Medizinprodukte-Industrie in der deutschen Delegation vertreten zu sehen.
Der DUMG-K-A e.V. oblag die Einwerbung einer die Vorgaben der Veranstaltung erfüllenden Gruppe von deutschen Vortragenden.
Die inhaltliche Abstimmung zwischen der deutschen und der usbekischen Seite erfolgte
online zwischen Frau Dr. Murotova und den Professoren Hahn und Richter.

Es gelang, trotz der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit eine deutsche Delegation aus
Vertretern der akademischen Medizin und der deutschen Arzneimittel – und Medizinprodukte-Industrie sowie aus dem NGO-Bereich zusammenzustellen, die den Vorgaben des Programmentwurfes Genüge tat.

 

Treffen von Gesundheitsminister der Republik Usbekistan Prof. Med. Amarillo Inoyatov mit der deutschen Delegation

 

Es waren dies:
Die Professoren Dres Helmut Hahn, Charité, und Axel Richter, Erster und Zweiter
Vorsitzende der DUMAG-K-A.; Prof. Dr.med. Werner Solbach, ehemaliger Dekan der
Medizinischen Fakultät der Staatlichen Universität Schleswig-Holstein Kiel; Dr. med. Kai
Joachimsen, Geschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Arzneimittel-Industrie; Dr.Michael Harder, Geschäftsführender Gesellschafter der corlife oHG; Martina Unseld,
Siemens Healthineers und Vorsitzende der gemeinsamen Arbeitsgruppe Gesundheit der
German Health Alliance und des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft; Dr. Alexey
Ovchinnikov, BBraun/Aesculap, Health Care Management Central Asia; Dr. Chris Wetzel,
Medical Consultant; Dr. Birgit Wetzel, Analystin und in Usbekistan akkreditierte Journalistin,
Rainer Ammende, München Klinik Akademie Nursing Academy; Dr. med. Marlies Höck,
Stabsstelle Akquisition und Infektiologie bei MDI Labor Limbach Berlin; Dr. med. Michael
Kramer, Ärztlicher Direktor des im Entstehen begriffenen Deutschen Medizinischen
Zentrums Taschkent. Herr Martin Schorsch, in Usbekistan ansässiger Unternehmensberater und Gründungsmitglied der DUMG-K-A e.V., erfüllte die Funktion eines „Executive Secretary“ mit der Aufgabe der Wahrung Interessen der DUMG-K-A e.V. vor Ort. Die Beiträge der usbekischen Seite wurden von usbekischer Seite unabhängig von der deutschen Seite in das Programm eingepflegt.

 

Die Eröffnungsfeier in Samarkand

 

Ablauf

Die Eröffnungsveranstaltung wurde hochrangig bestritten vom Stellv. Ministerpräsidenten der Republik Usbekistan, dem Gesundheitsminister der Republik Usbekistan, dem usbekischen Botschafter in Deutschland (online zugeschaltet), dem deutschen Botschafter in Usbekistan sowie von Vertretern von GIZ und KfW sowie dem Vorsitzenden der DUMG-K-A.

Der Botschafter der Republik Usbekistan in Berlin S.E. Nabijon Kasimov

 

Von den 18 Beiträgen der deutscher Vortragenden behandelten:

7 Präsentationen Aspekte der Zusammenarbeit: Hahn (Rolle von NGOs), Birgit Wetzel (Potenziale für langfristige Partnerschaften), Richter (QM in der Onkologie), Nusser (QM für das Gesundheitssystem Usbekistans), Boklage (GIZ und RKI in der Zusammenarbeit mit Usbekistan), Nikitin (Kooperation zwischen TMATF und INTAMT), Unseld (Imperativ zur internationalen Kooperation).

2 Vorträge: Harder (Künstliche Herzklappen), Häring (Endoprothesen) befassten sich mit modernen Technologien.

2 Vorträge: Solbach (Mediziner-Ausbildung) und Joachimsen (Beziehungen zwischen Industrie und Medical Community) schilderten deutsche Verhältnisse.

 

3 Vorträge (Höck, Hoffmann, Roth) bedienten das Thema Labordiagnostik.
Der deutsche Botschafter in Usbekistan S.E. Dr. Timo Klinner
1 Vortrag (Kramer) stellte das in Gründung begriffene Deutsche Medizinische Zentrum in Taschkent
vor.

1 Vortrag (Meyer) beschrieb das gemeinsame Projekt Usbekistans mit der Universität Freiburg zur

nukleären Teratologie.
1 Vortrag (Ammende) behandelte das ausdrücklich von usbekischer Seite gewünschte Thema
„Pflege“.
1 Vortrag (Ovchinnikov) Beitrag der Industrie (BBraun/Aesculap min zur Verbesserung der
Gesundheit der Bevölkerung.

Prof. Axel Richter, Deutschland, und Direktor Mirzagalib Nigmatovich Tillyashaikov MD, Medical Center of Oncology and Radiology in Tashkent

 

Die usbekische Seite war mit insgesamt 22 Vorträgen vertreten:
3 Vorträge (Khadraliev, Sverdlov,Akulich) befassten sich mit Digitalisierung
1 Vortrag (Parpieva): Fortschritte in der Tuberkulosebekämpfung
1 Vortrag (Kurbonov): Clusterbildung in einem regionalen Krankenhaus
1 Vortrag (Razikova) : Transformation im Bereich Allergologie
1 Vortrag (Turaev ) :Perspektiven beim endokrinologischen Service
1 Vortrag (Kodirov): Verbesserungen in der Arzneimittelversorgung
1 Vortrag (Murod): Gesundheitsschäden durch die Austrocknung des Aralsees und Erfolge
bei der Verbesserung
1 Vortrag (Sidikov): Typisierung von Universitäten
1 Vortrag Irismetov: Usbekisch-deutsche Kooperation
1 Vortrag (Ruzibaev) Kooperation mit deutschen Organisationen
1 Vortrag (Akhmetova): Kooperation in der Pädiatrie
1 Vortrag (Bobir)(1 Vortrag):Kooperation Pädiatrie
1 Vortrag (Tillyashaikov) Kooperation in der Onkologie
1 Vortrag (Izzhanov): Teaching
1 Vortrag (Pokal): training, teaching
1 Vortrag (Mamasoatov):Transplantologie
1 Vortrag (Alikhanova) Lifestyles
1 Vortrag (Tukhtalov) Transformation
1 Vortrag (Islamov) Hämatologie
1 Vortrag (Heineking) Pädiatrie

 

Unterzeichnung von LOIs:
Ein eigens eingerichteter Programmpunkt diente der Unterschriftsleistung unter
Absichtserklärungen (Letters of Intent, LOIs) zur Zusammenarbeit zwischen deutschen und
usbekischen Funktionsträgern und interessierten Institutionen.

 

Interviews mit dem Gesundheitsminister:
Einen eigenen Programmpunkt stellten Interviews mit dem Gesundheitsminister dar, die
dieser mit ausgewählten Kongressteilnehmern im Rahmen der Veranstaltung durchführte.
Dabei wurden die Eingeladenen über ihre Eindrücke befragt und zur Äußerung von
Verbesserungsvorschlägen aufgefordert.

 

Unterzeichnung von LOIs:
Ein eigens eingerichteter Programmpunkt diente der Unterschriftsleistung unter
Absichtserklärungen (Letters of Intent, LOIs) zur Zusammenarbeit zwischen deutschen und
usbekischen Funktionsträgern und interessierten Institutionen.

 

Satelliten-Veranstaltungen

23.05.2023: Besuch des Republican Specialized Medical Center of Phthisiology and
Pulmonology (Leitung: Prof. Nargizza Nusratovna, Hauptphthisiologin der Republik
Usbekistan.Dieses Center arbeitet seit Jahren mit dem Deutschen Referenzzentrum TB in

Gauting (Dr. Hoffmann) zusammen. Soweit ersichtlich, sind hier die wichtigsten
Bedingungen für eine erfolgreiche Tbc-Bekämpfung erfüllt (Molekulare Diagnostik, DOTS-
Therapie etc.)

Besuch des National Children´s Medical Center (Leitung: Prof. Maksud A, Saidov)

24.05.23:Besuch des Republican Center for Emergency Medical Care (Leitung: Prof. D.A.
Alimov)

25.05.23: Besuch des Republican Specialized Scientific and Practical Medical Center of
Oncology and Radiology in Tashkent (Leitung: Prof. Dr. Mirzagalib Nigmatovich
Tillyashaikov)

 

Besuch des Gesundheitsministeriums der Republik Usbekistan und persönlicher Empfang
durch den Gesundheitsminister, Prof. Dr. Inoyatov Amrillo Shodievich;

 

25.05.23: Masterclass in Oncology Surgery am Republican Specialized Scientific-Practical
Medical Center of Oncology and Radiology in Tashkent (Direktor: Mirzagalib Nigmatovich
Tillyashaikov MD). .Live Operationen: Minimal invasive Resektionen von kolorektalen
Karzinomen, Demonstrationen und Diskussion mit Prof. Dr. Axel Richter

 

Galadinner

Dieses fand am 26.5. auf persönliche Einladung des Ministers statt. Der Wunsch, den Gästen aus dem Ausland ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, gipfelte in dem Galadinner am Abend des Kongresstages mit tänzerischen Darbietungen und musikalischer

 

Untermalung, die den Wunsch bzw. die Möglichkeit von Gesprächen erst gar nicht
aufkommen ließen.

Der Gesundheitsminister von Usbekistan Amarillo Inoyatov, der dt. Botschaft Dr. Timo
Klinner

 

Resümee und Ausblick

Das Programm war von usbekischer Seite mit großer Sorgfalt und hochprofessionell
vorbereitet worden. Das bezieht sich sowohl auf den fehlerfreien Einsatz der englischen

Sprache als auch auf die konkrete Formulierung der Vorgaben und Ziele, anhand derer sich
eine Evaluation (Was wurde erreicht,-was wurde nicht erreicht?) durchführen lässt, und
entsprach damit internationalen Gepflogenheiten.Eine Folgeveranstaltung wurde für das
nächste Jahr ins Auge gefasst.An der usbekischen Botschaft in Berlin wurde ein Mitarbeiter
eigens mit der Weiterentwicklung der deutsch-usbekischen Beziehungen im
Gesundheitswesen beauftragt.Gastfreundlichkeit/Menschliche Betreuung waren überaus
herzlich. Das schloss die lückenlose Begleitung der Gäste von der Abholung am Flughafen/
Bahnhof bis zur Verabschiedung durch Mitarbeiter des Ministeriums und aus dem
Kollegenkreise ein.
Die Besuche führender medizinischer Zentren im Vorfeld der Veranstaltung am 23. Und 24.
Mai in Taschkent ergaben, dass diese Zentren einen hohen Standard an technischer und
apparativer Ausstattung verfügen; auch die Baulichkeiten entsprechen internationalen
Standards.
Die Erfahrungen mit der Masterclass in Oncology (Richter/Tillyashaikov), ergaben, dass hier
„auf Augenhöhe“ gearbeitet wurde und Qualitätsdifferenzen im ärztlichen Handeln nicht
bestanden. Es wurde eine starke persönliche, aber auch institutionelle Partnerschaft aufgebaut,
die als Vorbild für weitere Projekte wirken dürfte.
Insgesamt ist die Veranstaltung als guter Erfolg zu werten. So zeigte sich das große Interesse
an der Tatsache, dass eine unerwartet große Zahl von Teilnehmern (650) an der Eröffnung
teilnahm.Ein sinnvoller Anfang wurde gemacht und sollte die Basis für eine Fortsetzung/
Intensivierung darstellen. Zusammenarbeit und Harmonisierung im Gesundheitswesen sind
ein Generationenprojekt!

 

Im Einzelnen

Dr. Harder schreibt:

1. Wissenschaftliche Kooperation: Die DUMG K-A ist eine Gesellschaft, welche auch
den wissenschaftlichen Austausch fördert. Darunter fallen Themen, wie
a. Organisation von Kongressen, Tagungen in Usbekistan und Deutschland.
b. Es gilt, Formate für zukünftige Veranstaltungen zu finden, die von den Kollegen in
Zentralasien und Europa gleichermaßen als Bereicherung empfunden werden.
c. Förderung von konkreten gemeinsamen, wissenschaftlichen Projekten, die es zu
identifizieren gilt: Dazu gehört eine Abstimmung über mögliche Fördertöpfe des
Bundes und der EU und ggfs. der usbekischen Regierung, welche in Anspruch
genommen werden könnten.

2. Medizinische Kooperation: Hilfe bei der medizinischen Versorgung. Insbesondere
geht es um den Transfer von Wissen durch Ausbildung in Deutschland und in
Usbekistan.

 

Beratung bei der medizinischen Versorgung:

Dieses Gebiet scheint mir das zurzeit aktivste Feld zu sein, z.B. Dr. Hofmann
(Tuberkulose, Synlab), Prof. Richter (Onkologie), Dr. Höck (Infektionen), Prof. Leyh
(Herzchirurgie Uni Würzburg) und kann auf vielen weiteren Gebieten intensiviert
werden.

 

Wirtschaftliche Kooperation:
Hierunter fallen z.B. Ärztinnen und Ärzte, die an usbekischen Krankenhäusern etc
arbeiten z.B. dem TIMC, oder Kooperationen mit deutschen Krankenhaus-
gesellschaften: Der Handlungsbedarf scheint längst erkannt und finanziert zu sein, so
dass es keiner „Anschubförderung“ bedarf.
Wenn deutsche Waren nach und Dienstleistungen in Usbekistan verbracht werden,
müssen zahlreiche Fragen rund um Einfuhr, Zollbestimmungen und Verkehrsfähigkeit
(wie sind die Zulassungsvoraussetzungen, Registrierung …) geklärt werden. Es gibt
eine Deutsche Außenhandelskammer in Tashkent, die aber vordergründig „dünn“
besetzt ist. Diese AHK ist ein wichtiger Baustein für eine wirtschaftliche Repräsentanz
in Usbekistan. Die Deutsche Botschaft sollte darüber Auskunft geben können, wie
belastbar diese AHK. Die DUMG versteht sich in diesem Prozess als Plattform um
Gesprächsteilnehmer in Kontakt zu bringen.

 

Prof. Solbach schreibt:
Meine Aufgabe bestand in der Auslotung gemeinsamer Interessen im Bereich der Aus- und Weiterbildung, sowie interessierender Forschungsfragen. Im Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen wurde der gelebte hohe Qualitä tsstandard der Patientenversorgung unter den Mö glichkeiten begrenzter ö ffentlicher Ressourcen deutlich. Themen wie Labordiagnostik und Sicherheit und Angemessenheit der Medikamentenversorgung wurden ebenfalls diskutiert.
Es bestand sehr großes Interesse, die bestehenden Patientendaten einer wissenschaftlichen Auswertung zuzufü hren im Geiste kontinuierlicher Qualitätsverbesserung. Mit anderen Worten, die Datenschä tze verdienen es, gehoben zu werden. Beeindruckend war die durchwegs sehr gute bis exzellente Gerä teausstattung.
Auch am Gesundheitsforum in Samarkand am 26. Mai wurde in vielen Gesprä chen erneut der Wille zur Zusammenarbeit auch im akademischen Sektor in den Bereichen der Aus- und Weiterbildung, aber auch der Forschung sehr deutlich. Weiterbildungsaufenthalte klinisch tä tiger Ä rztinnen und Ä rzte. Hier kö nnte die Ausschreibung
von Stipendien motivieren.

 

WEITERE ENTWICKLUNG:

 – Gemeinsame Fortbildungs- und Informationsveranstaltungen, z. B. zum Einsatz von
Antibiotika (evtl. ü ber online-Foren)
– Strukturierte Erfassung und Auswertung von Patientendaten mit dem Ziel der
Publikation (z. B. Ergebnisse des Brustkrebsscreening-Programmes)

Etablierung neuer bzw. Festigung bestehender universitä rer Partnerschaften.
– Auf dieser Basis bestü nde Zugang zu vielfä ltigen Fö rdermö glichkeiten seitens der
Bundesrepublik Deutschland (z. B. Ministerium fü r Bildung und Forschung, Ministerium
fü r fü r Gesundheit, Ministerium fü r wirtschaftliche Zusammenarbeit, Deutsche
Forschungsgemeinschaft, Deutscher Akademischer Austauschdienst DAAD)
– Mittelfristig kö nnte die gemeinsame Promotion mö glich werden.
– Zusammenarbeit ausgewä hlter Akademien der Wissenschaften.

Allerdings liegt der Schwerpunkt liegt der Schwerpunkt der Akademie der Wissenschaften der Republik Usbekistan dabei auf naturwissenschaftlichen Fächern. So gibt es unter anderem Institute für Kern-, Geo- und Wärmephysik, sowie für bioorganische Chemie und Polymerchemie. Die biomedizinischen Forschungsaktivitäten sind nicht stark ausgeprägt.
Zur Definition der Feinziele, der Prioritä tensetzung und der Bü ndelung der Aktivitäten wäre die Einrichtung einer Koordinationsstelle auf usbekischer und deutscher Seite wü nschenswert. Evtl. kö nnten auf deutscher Seite die Aufgaben auf bestehende Strukturen ü bertragen werden (z. B. DAAD). Zusammenfassend wurde sehr deutlich, dass es auf der Arbeitsebene im Bereich der Biomedizin und Biotechnologie sowohl von der usbekischen und der deutschen Seite eine starke Motivation zum Ausbau und zur Vertiefung der Zusammenarbeit gibt. Der fü r die Umsetzung notwendige politische Wille wurde durch den Minister für Gesundheit der Republik Usbekistan, Dr. Amrillo Inoyatov, und den Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Tilo Klinner, eindrucksvoll dokumentiert.

 

Konkrete Projektvorschläge:

Schaffung eines mikrobiologischen Zentrallabors für alle staatlichen Krankenhäuser und Arztpraxen in Taschkentsamt Ausbildungsanstalt für Laborpersonal(Vorschlag Höck)
Nosokomiale Infektionen sind die häufigsten Komplikationen medizinischer Anwendungen. An oberster Stelle stehen dabei die device-assoziierten Infektionen wie
die device-assoziierte Pneumonie und Sepsis sowie die postoperativen Wundinfektionen. Hierzu sollte ein 10-Punkte-Programm zur Prävention vor Infektionen in allen Krankenhäusern und Arztpraxen Uskekistans implementiert werden. Die Behandlung von Infektionserkrankungen beruht auf der klinischen Diagnose und der Kenntnis des ursächlichen Erregers, um eine auf den Patienten abgestimmte Therapie durchzuführen. Die
mikrobiologische Diagnostik hat einen hohen Stellenwert, da nur bei Kenntnis des ursächlichen Erregers die bestmögliche Therapie durchgeführt werden kann. Dazu ist es notwendig, ein mit hohem technischem Knowhow ausgestatteten mikrobiologisches Zentrallabor zu etablieren. Ein solches mikrobiologisches Labor könnte z. B. alle staatlichen
Krankenhäuser und Arztpraxen in Taschkent versorgen.Es könnte zudem als Ausbildungsstätte für Laborpersonal eine wichtige Rolle spielen.

Aufbau einer Community von Usbekistan-Interessenten in Deutschland:

Aus hiesiger Sicht ließe sich den Defiziten am besten durch konkrete Projekte abhelfen. Die einfachste Maßnahme sind persönliche Austauschvorhaben in möglichst großer Zahl. Auf diese Weise muss es gelingen, in beiden Partnerländern eine ausreichend große Anzahl an einer Zusammenarbeit interessierter Personen aufzubauen. Das gilt insbesondere für die deutsche Seite wegen der geringen Kenntnis über Usbekistan. Umgekehrt sollte eine Gruppe von jungen, zukunftsorientierten Mitgliedern der geistigen Elite Usbekistans aufgebaut werden, die ernsthaft bemüht ist, einen Bildungsaufenthalt in Deutschland zu absolvieren. Hier sind die Hürden hoch: Sprachkenntnisse, fachliche Defizite, Ausbildungsdefizite lassen viele Bewerber bei Bewerbungen bei offiziellen Stellen (DAAD, Humboldt-Stiftung, andere) durchfallen, was zu Demotivation führt. Eine vorab erworbene Kenntnis des deutschen Systems (Schüleraustausch, studentischer Austausch sowie Hospitationen) könnte sich hier bewusstseinsbildend auswirken. Hier dürfte sich die Rolle von unbürokratisch arbeitenden Nichtregierungs-Organisationen (Rotary, DUMGKA u.a.) positiv auswirken, da deren Anforderungen geringer sind und damit ein erstes Kennenlernen des Partnerlandes ermöglichen. Außerdem sollten die Aktivitäten der DUMG K-A mit den zuständigen Ministerien formell abgestimmt sein. Kontakte zu Parteien und Organisationen werden aufgebaut.

Onkologie-Leuchtturmprojekt

Verbesserung der onkologischen Versorgungsqualität in Usbekistan. Das konkrete Projekt: Ausbau des Onkologischen Zentrums in Tashkent zu einem sog. „Leuchtturm“. Dort sollten sowohl Strukturen als auch Ausstattungen nach den deutschen und europäischen Standards erfolgen. Wir wollen eine enge Kooperation aufbauen. Da ein Neubau
für das Onkologische Zentrum vorgesehen ist, könnte man die Strukturen gleich entsprechend entwickeln, dass dort für die onkologische Versorgung von Usbekistan
Fortbildungsveranstaltungen, Seminare aber auch Workshops (für Zentral-Asien) stattfinden können. Hier würde es viele Möglichkeiten geben mit der Deutschen Industrie (Siemens, Aesculap u.a.) zu kooperieren. Die genannten Firmen haben entsprechende Akademie Strukturen, die
man für internationale Veranstaltungen mit Experten aus Deutschland sehr gut nutzen könnte. In diesem Zusammenhang sind wir als Vermittler tätig zwischen dem
Gesundheitsministerium, deutschen Universitätskliniken und den interessierten deutschen
Firmen, um zu möglichst günstigen Konditionen eine Ausstattung entsprechend der modernen Standards zu ermöglichen.

 

Luftrettung

Bei dem Besuch des Republican Center for Emergency Medical Care ergab sich, dass es in
ganz Usbekistan keine Luftrettung gibt. Das bedeutet einen erheblichen Verlust an
Menschenleben allein auf Grund der Transportwege zum nächsten Krankenhaus. Als
Erklärung wurde gegeben, dass zivile Nutzung von Fluggeräten aller Art gesetzlich verboten
ist. Die alleinige >Kompetenz liege beim Militär.

 

Freie Verfügbarkeit (Keine Rezeptpflicht) bei Antibiotika
In zahlreichen Gesprächen zu diesem Thema ergab sich, dass in Usbekistan alle Antibiotika
ohne Rezept frei erhältlich sind. Das führt zu dem bekannten Phänomen der Resistenzentstehung. Ob sich hier Abhilfe schaffen lässt, erscheint fraglich wegen der Vielfalt der geschäftlichen Interessen, die einer Rezeptpflicht gegenüberstehen.

 

Interner „Brain-Drain“
In den Gesprächen wurde klar, dass dieser Braindrain der Entwicklung eines alle Schichten
der Bevölkerung zugutekommenden Gesundheitsversorgung entgegensteht. Es handelt sich um die Beobachtung, dass junge tüchtige ärztlche Absolventen/inen der Universität von gut zahlenden Krankenhäusern abgeworben werden, da dort die Gehälten um ein Mehrfaches über den stattlichen Gehältern liegen. Dadurch besteht eine „Zweiklassen-Medizin“ mit den bekannten Folgen.

 

Einfuhr von Medizintechnik und Arzneimitteln
Mehrfach wurde bemängelt, dass bei der Einfuhr von qualitativ hochwertigen Produkten der
Arzneimittel – und Medizinprodukte-Industrie Schwierigkeiten bestehen. Zu diesem Punkt
sollten unsere Kollegen/innen aus dem Industriesektor Stellung beziehen.

 

Wissenschaftliche Zusammenarbeit
Im Bereich medizinisch-biologische Forschung scheint ausweislich diverser Vorgespräche mit dem DAAD erheblicher Entwicklungsbedarf zu bestehen. Hier fehlt es noch an konkreten Projekten der Zusammenarbeit.

 

Zusammenarbeit in der Lehre
Übersetzung deutscher Lehrbücher (Herold: Innere Medizin) und Suerbaum et al.
Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie:
Beide Bücher dürfen lt. Verlag gegen Zahlung einer Lizenzgebühr übersetzt werden.Prof.
Hahn hat bei dem Treffen am 23.06.23 dem Botschaftssekretär Hasanov von der usbekischen
Botschaft je ein Exemplar der genannten Bücher übergeben.

 

Dank

Die deutsche Delegation bedankt sich sehr herzlich bei unseren usbekischen Gastgebern für ihre liebenswürdige und großzügige Gastfreundschaft. Dieser Dank gilt vor allem dem
usbekischen Gesundheitsminister, Exzellenz Professor Dr. med. Amrillo Inoyatov, und der
Leiterin des Sekretariats für Internationales und Investitionen beim Ministerium für
Gesundheit, Frau Dr. med. Nigorakhon Murotova, PHD, MBA, und deren Mitarbeitern und
Mitarbeiterinnen, insbesondere Frau Khilola Rasulova sowie allen anderen, die zu dem guten Erfolg der Tagung beigetragen haben.
Ebenso danken wir allen Vortragenden von deutscher und usbekischer Seite sowie den Leitern der medizinischen Einrichtungen, die durch ihre Beiträge zum Erfolg der Veranstaltung beigetragen haben. Herrn Martin Schorsch als dem „Executive Secretary“ gilt unser besonderer Dank dafür, dass er alle logistischen Einzelheiten sowohl in der Vorbereitungszeit als auch im Verlaufe der Tagung kompetent und souverän für uns geklärt und gelöst hat.
Für die DUMG K-A e. V.:
Prof. Dr. med. Helmut Hahn (1.Vors.)

Prof. Dr. med. Axel Richter (2.Vors.)